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Bahn-Mitarbeiter befürchten Überlastungen wegen Neun-Euro-Ticket
Die Mitarbeiter der Deutschen Bahn befürchten wegen des von der Bundesregierung angekündigten Neun-Euro-Tickets Überlastungen auf bestimmten Zugstrecken. Vor allem in den Ferienregionen sei während der Gültigkeitsdauer des Tickets mit großem Andrang zu rechnen, sagte der Vizevorsitzende des Gesamtbetriebsrats DB Regio, Ralf Damde, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Sonntagsausgaben). Um Verspätungen durch überfüllte Züge zu vermeiden, brauche es an Bahnhöfen in Touristengegenden zusätzliches Personal.
"Wir fordern auch zusätzliche Sicherheitskräfte, um überfüllte Züge und Bahnsteige bei Bedarf räumen zu können", sagte Damde weiter. "Sonst könnte ein Chaos ausbrechen."
Das von der Politik versprochene Neun-Euro-Ticket nannte er "eine unglaubliche Kraftanstrengung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Eisenbahn- und Verkehrsunternehmen". Es seien auch noch zahlreiche Fragen ungeklärt, etwa ob das Neun-Euro-Ticket zur Mitnahme von Fahrrädern berechtige.
Eine deutliche Aufstockung des bestehenden Angebots an Zügen und Bussen während der Gültigkeitsdauer des Tickets schloss Damde aus. "Es werden allein bei DB Regio 40 bis 50 zusätzliche Doppelstockwagen betriebsbereit gemacht." Viel mehr Reserven gebe es aber nicht.
Die Deutsche Bahn AG rechnet dagegen nicht mit größeren Problemen wegen des Neun-Euro-Tickets. "In den vergangenen zwei Jahren haben wir als DB rund 1,5 Milliarden Euro allein in die Erneuerung der Fahrzeugflotte im Regionalverkehr investiert", sagte ein Bahnsprecher am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Weit mehr als 700 neue und modernisierte Züge seien deutschlandweit im Regionalverkehr während der Pandemie auf die Schiene gebracht worden. Damit würden Kapazität und Komfort erhöht sowie Fahrgastinformation verbessert.
"Diese kontinuierliche Modernisierung ist ein stetiger Attraktivitätsschub für Bahn und ÖPNV – auch für den Zeitraum des Neun-Euro-Tickets", fügte der Bahnsprecher hinzu. Das Ticket sei "ein klares Signal" für die Mobilitätswende.
Das Neun-Euro-Monatsticket für den öffentlichen Nahverkehr soll voraussichtlich am 1. Juni starten und drei Monate lang bundesweit gültig sein. Die Kosten von geschätzt 2,5 Milliarden Euro für die dreimonatige Vergünstigung will der Bund übernehmen. Das Ticket ist Teil des Entlastungspakets der Regierung wegen der hohen Energiepreise.
Zwischen Bund und Ländern gibt es aber Berichten zufolge Streit über die Finanzierung.Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ist Berichten zufolge nur zu Ausgleichszahlungen von 3,7 Milliarden Euro bereit - das betrifft die 2,5 Milliarden Euro für das Neun-Euro-Ticket und 1,2 Milliarden Euro als Anteil des Bundes am Corona-Rettungsschirm für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Geplant waren hier eigentlich 1,6 Milliarden Euro.
Die vom Bundesverkehrsministerium geplante Verrechnung mit dem ÖPNV-Rettungsschirm würde für alle Bundesländer eine deutliche Mehrbelastung bedeuten, kritisierte Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) am Sonntag. "Ohne die versprochene auskömmliche Finanzierung wird die Einführung des Neun-Euro-Tickets nicht funktionieren." Die Länder seien nicht in der Lage, diese ungeplanten neuerlichen Lasten zusätzlich auszugleichen, erklärte Dulig in Dresden.
G.Teles--PC