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Fast 20.000 Menschen nehmen am ersten Tag der Aufbahrung im Petersdom Abschied vom Papst
Zwei Tage nach dem Tod von Papst Franziskus haben die ersten Gläubigen im Vatikan am offenen Sarg Abschied von ihm genommen. Fast 20.000 Menschen strömten am Mittwoch zum Petersdom, wohin der Leichnam des Pontifex am Morgen in einer feierlichen Zeremonie überführt worden war und wo er bis Freitagabend aufgebahrt bleibt. Am Samstag wird Franziskus beigesetzt, die Behörden rechnen mit bis zu 170 ausländischen Delegationen und hunderttausenden Besuchern aus aller Welt. Ab Samstag gilt im Vatikan eine neuntägige Trauerzeit.
Seit Beginn der Aufbahrung in der Kathedrale um 11.00 Uhr bis Mittwochabend um 19.45 Uhr seien mehr als 19.400 Menschen am offenen Sarg des Papstes vorbeidefiliert, sagte ein Vatikan-Sprecher am Mittwochabend. Am Nachmittag betrug die Wartezeit mehr als vier Stunden. Im Dom standen die Besucher in Reihen von etwa zehn Menschen im Mittelgang und schoben sich langsam in Richtung Sarg.
"Wir wollten einem der bescheidensten Päpste danken", sagte die Medizinstudentin Francisca Antunes der Nachrichtenagentur AFP beim Verlassen des Petersdoms. "Es hat sich toll angefühlt, da drinnen zu sein."
"Ich bin gekommen, um mich von einem großartigen Mann zu verabschieden. Er hat sich für das Volk eingesetzt", sagte Simonetta Marini, Rentnerin aus Rom. Die Menschenmassen seien der Beweis für die Bewunderung für Franziskus, dessen Menschlichkeit und Einsatz für die Benachteiligten dazu beigetragen habe, die katholische Kirche auf einen inklusiveren Weg zu führen, sagte sie.
Vincenza Nocilla, eine 67-jährige pensionierte Krankenschwester aus Formia südlich von Rom, war um 4.00 Uhr morgens aufgebrochen, um unter den Ersten zu sein. Es sei "wirklich bewegend" gewesen - allerdings sehr kurz: "Man darf nicht lange bleiben. Man geht vorbei, sagt schnell hallo und geht wieder."
Laut dem Vatikan wurde aufgrund des großen Andrangs erwogen, die Kathedrale länger als geplant geöffnet zu halten. Eigentlich war eine Schließung um Mitternacht vorgesehen.
Der Vatikan rief am Mittwoch eine ab Samstag geltende neuntägige Trauerzeit aus. Die als "Novendiale" bekannte traditionelle Trauerzeit für den Papst dauere bis zum 4. Mai, teilte der Vatikan mit. In dieser Zeit fänden zu Ehren des verstorbenen Kirchenoberhaupts täglich Zeremonien im Petersdom statt.
Franziskus' Leichnam ist in einen mit rotem Samt ausgeschlagenen Sarg gebettet. Er trägt ein päpstliches Gewand und hält einen Rosenkranz zwischen den Fingern. Drei Tage lang wird er so unter der von Michelangelo bemalten Kuppel ruhen. Am Freitagabend um 20.00 Uhr wird der Sarg dann geschlossen.
Am Mittwochmorgen war der Leichnam des Papstes in einer feierlichen Zeremonie unter Anteilnahme tausender Menschen von der päpstlichen Residenz Santa Martha in den Dom zum Papstaltar unter dem Baldachin des Barock-Baumeisters Gian Lorenzo Bernini getragen worden. Während die Totenglocke läutete, gaben dutzende Kardinäle und Schweizergardisten dem Sarg das Geleit.
Die Trauerfeierlichkeiten finden nach einem neuen, schlichteren Ritus statt. Franziskus selbst hatte vor seinem Tod unter anderem veranlasst, dass sein Leichnam nur in einen Sarg gelegt wurde - statt wie bei früheren Päpsten in drei ineinander liegende. Zudem wird der Sarg nicht mehr erhöht auf einem Katafalk ausgestellt.
Am Samstag wird Franziskus nach einer Zeremonie auf dem Petersplatz auf eigenen Wunsch als erster Papst seit mehr als einem Jahrhundert nicht im Petersdom bestattet, sondern in der päpstlichen Basilika Santa Maria Maggiore im Stadtzentrum von Rom. Seine letzte Ruhestätte soll ein Erdgrab mit der schlichten lateinischen Inschrift "Franciscus" sein.
Für die Beisetzung haben zahlreiche Staatenlenker ihren Besuch angekündigt. Aus Deutschland kommen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), aus den USA Präsident Donald Trump. Auch der französische Staatschef Emmanuel Macron sowie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj haben ihr Kommen zugesagt.
Israel wird lediglich durch seinen Botschafter im Vatikan, Yaron Sideman, vertreten sein. Die Beziehungen zwischen Israel und dem Papst waren seit dem Beginn des Gaza-Krieges angespannt. Der Pontifex hatte wiederholt Kritik an der israelischen Kriegsführung geäußert.
Russland wird von Kulturministerin Olga Ljubimowa vertreten. Dies habe Staatschef Wladimir Putin entschieden, teilte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow mit. Bereits am Dienstag hatte er mitgeteilt, dass Putin nicht an der Beerdigung teilnimmt. Gegen Putin liegt wegen des Kriegs in der Ukraine ein Haftbefehl des Internationale Strafgerichtshofs vor.
Die italienischen Behörden bereiten sich nach Angaben von Innenminister Matteo Piantedosi auf den Besuch von 150 bis 170 ausländischen Delegationen vor. Zudem dürften hunderttausende weitere Menschen für das Papstbegräbnis nach Rom reisen. Die Zeremonie dürfte somit eine enorme logistische Herausforderung für die italienische Hauptstadt sein - auch, da der Freitag italienischer Nationalfeiertag ist.
Der gesundheitlich schwer angeschlagene Papst war am Morgen des Ostermontag in seiner Residenz Santa Martha gestorben, nachdem er am Tag zuvor noch der Ostermesse beigewohnt hatte. Als Todesursache gab der Vatikan einen "Hirnschlag" und einen "irreversiblen Herzkreislauf-Zusammenbruch" an. Der Papst war im Februar und März wegen einer schweren Lungenentzündung wochenlang im Krankenhaus behandelt worden.
Der Tod des Papstes setzte ein Verfahren nach jahrhundertealten Traditionen in Gang. Es gipfelt in der Einberufung eines Konklaves der Kardinäle zur Wahl eines Nachfolgers als Oberhaupt von weltweit rund 1,4 Milliarden Katholiken. Laut den Vatikan-Regeln muss es zwischen dem 15. und 20. Tag nach dem Tod des Papstes beginnen, also zwischen dem 5. und 10. Mai.
Etwa 103 der insgesamt 252 Kardinäle aus aller Welt kamen nach den Angaben des Vatikan am Mittwoch zu einer Sitzung zusammen und werden sich am Donnerstag erneut treffen. Mit der Bekanntgabe des Termins für das Konklave wird jedoch vorerst nicht gerechnet.
M.A.Vaz--PC