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Mehr als zwei Dutzend Tote bei Angriff auf Touristen im indisch kontrollierten Teil Kaschmirs
Bei einem Angriff bewaffneter Kämpfer auf eine Gruppe von Touristen im indisch kontrollierten Teil der Himalaya-Region Kaschmir sind am Dienstag mehr als zwei Dutzend Menschen getötet worden. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen und indischen Medienberichten zufolge wurden mindestens 26 Menschen getötet. Der Angriff zielte auf Touristen im beliebten Urlaubsort Pahalgam, der etwa 90 Kilometer von der Stadt Srinagar entfernt liegt. In der Region bekämpfen sich militante Gruppen und indische Sicherheitskräfte. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verurteilte "den feigen terroristischen Angriff auf Touristen in Pahalgam aufs Schärfste".
Ein Reiseleiter berichtete der Nachrichtenagentur AFP, er sei nach Schüssen am Tatort eingetroffen und habe Verletzte auf Pferden weggebracht. "Ich sah mehrere Männer am Boden liegen, die tot zu sein schienen", sagte der Mann.
Ein weiterer Augenzeuge, der anonym bleiben wollte, schilderte AFP den Vorfall: "Die Kämpfer, ich kann nicht sagen, wie viele es waren, kamen aus dem Wald (...) und begannen zu schießen. Sie verschonten ganz klar die Frauen und schossen auf die Männer, manchmal mit einzelnen Schüssen, manchmal mit vielen Kugeln, es war wie ein Sturm." Viele hätten versucht zu fliehen.
Pallavi, eine Besucherin aus dem Süden Indiens, sagte, es habe sich "wie ein böser Traum" angefühlt, als ihr Mann vor ihren Augen und denen ihres Sohnes getötet wurde. Sie seien von "drei bis vier Personen" angegriffen worden. "Ich sagte ihnen: Tötet mich auch ... Einer von ihnen sagte: 'Ich werde dich nicht töten. Geh und erzähl das (Regierungschef Narenda) Modi.'"
Sicherheitskreisen zufolge befanden sich auch ausländische Touristen unter den Opfern. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht.
Mediziner in einem Krankenhaus in Anantnag gaben an, Verletzte mit Schusswunden aufgenommen zu haben. Einer davon habe eine Schusswunde am Hals.
Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu dem Angriff, aber in der mehrheitlich von Muslimen bewohnten Region sorgen Aufständische für Unruhen. Sie fordern die Unabhängigkeit Kaschmirs oder einen Anschluss an Pakistan, das ebenfalls einen Teil von Kaschmir kontrolliert. Indien beschuldigt Pakistan regelmäßig, die bewaffneten Aufständischen zu unterstützen, was Islamabad zurückweist.
Indiens Regierungschef Modi verurteilte die "abscheuliche Tat" und betonte, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen würden. Indiens Innenminister Amit Shah reiste an den Ort des Geschehens. "Diejenigen, die an diesem feigen Terrorakt beteiligt waren, werden nicht verschont bleiben, und wir werden mit aller Härte gegen die Täter vorgehen", erklärte Shah.
Der Angriff ereignete sich einen Tag nach dem Besuch von US-Vizepräsident JD Vance bei Modi, bei dem vor allem die US-Zölle Thema waren. Vance, der derzeit mit seiner Familie auf einer viertägigen Indien-Reise ist, sprach bei X den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus: "Unsere Gedanken und Gebete sind bei ihnen, während sie um die Opfer dieses schrecklichen Anschlags trauern", schrieb Vance.
Auch US-Präsident Donald Trump äußerte sich in Onlinemedien zu den "zutiefst beunruhigenden Nachrichten aus Kaschmir". Die USA "stehen Indien im Kampf gegen den Terrorismus entschlossen zur Seite", betonte er. Nach Angaben des indischen Außenministeriums telefonierte Trump mit Modi.
Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte auf X den "brutalen Terroranschlag" aufs Schärfste. Es gebe "keine Rechtfertigung für die Ermordung Unschuldiger". EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von einem "abscheulichen Terroranschlag" und erklärte, Europa werde an Indiens Seite stehen. Auch UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Angriff über seinen Sprecher und erklärte, Attacken auf Zivilisten seien "unter keinen Umständen akzeptabel".
Die nördliche Himalaya-Region Kaschmir ist seit der Unabhängigkeit Indiens und Pakistans im Jahr 1947 geteilt. Beide Länder beanspruchen das Gebiet vollständig für sich und haben schon zwei Kriege um die Kontrolle der Bergregion geführt. Indien hat eine halbe Million Soldaten in der Region stationiert und geht dort seit 1989 gegen Rebellengruppen vor. Dabei wurden zehntausende Zivilisten, Soldaten und Rebellen getötet. Die indische Regierung hob 2019 die Teilautonomie des Gebiets auf, seitdem haben die Kämpfe etwas nachgelassen.
Der folgenschwerste Angriff der vergangenen Jahre ereignete sich im Februar 2019 in Pulwama, als Aufständische ein mit Sprengstoff beladenes Auto in einen Polizeikonvoi rammten. Mindestens 40 Menschen wurden getötet, mindestens 35 weitere verletzt.
Im Jahr 2024 besuchten 3,5 Millionen Touristen Kaschmir. Die Bergregionen eignet sich im Winter zum Skifahren und ist im Sommer ein beliebtes Ziel, um der in Indien herrschenden drückenden Hitze zu entkommen.
A.Seabra--PC