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Netanjahu: Israel bei Hamas-Entwaffnung bereit zu dauerhaftem Ende der Kämpfe
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat sich für den Fall einer Feuerpause im Gazastreifen zu Verhandlungen über eine dauerhafte Einstellung der Kämpfe bereit erklärt. Netanjahu bot am Donnerstag Verhandlungen über ein "dauerhaftes Ende des Kriegs" an. Voraussetzung dafür sei jedoch eine komplette Entwaffnung der radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas. Die Hamas hatte die von Israel geplante dauerhafte Präsenz seiner Armee im Gazastreifen zuvor als eine der größten Hürden bei den Waffenruhe-Verhandlungen bezeichnet.
"Die Hamas muss ihre Waffen niederlegen, Gaza muss entmilitarisiert werden, die Hamas darf keine militärischen Fähigkeiten mehr haben und keine Regierungsgewalt mehr ausüben", sagte Netanjahu in einer Videoansprache. Er fügte hinzu: "Wenn das durch Verhandlungen erreicht werden kann, umso besser. Andernfalls werden wir es mit anderen Mitteln erreichen, durch die Stärke unserer heldenhaften Armee."
Die Hamas erklärte dagegen, sie könne eine Fortsetzung der Besatzung durch die israelische Armee "nicht hinnehmen". Insbesondere die Kontrolle Israels über die Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten sowie über den sogenannten Morag-Korridor zwischen Rafah und Chan Junis seien für die Hamas nicht hinnehmbar, sagte das hochrangige Hamas-Mitglied Bassem Naim der Nachrichtenagentur AFP.
Auch das aktuelle System der Hilfslieferungen über die von den USA und Israel unterstützte Hilfsorganisation Gaza Humanitarian Foundation (GHF) nannte Naim als Streitpunkt. An deren Verteilstellen wurden nach palästinensischen Angaben zuletzt immer wieder Menschen getötet, die auf Hilfslieferungen warteten.
Delegationen der Hamas und Israels führen derzeit in Katar indirekte Verhandlungen über eine neue Feuerpause in dem seit Oktober 2023 andauernden Krieg. In den Verhandlungen wirken die USA, Ägypten und Katar als Vermittler.
Auf dem Tisch liegt derzeit ein Vorschlag der Vermittler für eine 60-tägige Feuerpause. Die Hamas hatte am Mittwoch erklärt, der Freilassung von zehn israelischen Geiseln zuzustimmen, die palästinensische Islamisten seit über eineinhalb Jahren im Gazastreifen festhalten. Einen Zeitplan dafür gab es aber zunächst nicht.
Den Krieg im Gazastreifen hatten die Hamas und mit ihr verbündete Kämpfer mit ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst. Dabei wurden nach israelischen Angaben mehr als 1210 Menschen getötet, 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 49 Geiseln von den Islamisten festgehalten, mindestens 27 von ihnen sind nach israelischen Armeeangaben tot.
Als Reaktion geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden bislang mehr als 57.760 Menschen getötet.
Am Donnerstag warf die von der Hamas kontrollierte Zivilschutzbehörde Israel vor, bei neuen Angriffen im Gazastreifen mindestens 64 Menschen getötet zu haben. Allein bei einem Angriff in Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens seien 17 Menschen getötet worden, unter ihnen acht Kinder und zwei Frauen. Der Zivilschutz beschuldigte Israel, auf Menschen gefeuert zu haben, die vor einer Klinik auf Hilfe warteten. Die israelische Armee erklärte, sie habe in Deir al-Balah einen Kämpfer der Hamas getroffen.
Die US-Organisation Project Hope, die die Klinik betreibt, erklärte, die Menschen hätten vor der Klinik gewartet, um gegen Mangelernährung, Infektionen und andere Krankheiten behandelt zu werden. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef teilte mit, unter den Opfern sei ein einjähriger Junge. Seine Mutter sei bei dem Angriff schwer verletzt worden. Unicef-Chefin Catherine Russell sprach von einer "Tragödie" für die Eltern. "Das Töten von Familien, die versuchen, lebensrettende Hilfe zu erhalten, ist skrupellos", erklärte sie.
Die UNO konnte unterdessen zum ersten Mal seit 130 Tagen Treibstoff in den Gazastreifen bringen. Ein UN-Sprecher gab am Donnerstag eine Lieferung von 75.000 Litern Treibstoff bekannt. Diese Menge decke aber noch nicht einmal den Energiebedarf eines Tages, fügte er hinzu. Die UNO und ihre Partnerorganisationen benötigten täglich hunderttausende Liter Treibstoff, um lebensrettende Hilfe leisten zu können.
A.Santos--PC