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Berlusconi-Konzern MFE sichert sich Kontrolle über ProSiebenSat.1
Die italienische Holding MediaForEurope (MFE) der Berlusconi-Familie hat die Kontrolle über den deutschen Sender ProSiebenSat.1 übernommen. MFE habe sich zum Ende der Annahmefrist am 1. September 75,61 Prozent des Aktienkapitals gesichert, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. ProSiebenSat.1 bestätigte, dass die italienische Holding eine Gesamtbeteiligung in dieser Höhe erworben habe, Vorstandsvorsitzender Bert Habets sprach von einem "Meilenstein" für den Sender.
MFE befindet sich mehrheitlich im Besitz der Familie des verstorbenen Politikers Silvio Berlusconi, der derzeitige Konzernchef Pier Silvio ist dessen Sohn. Ende März hatte MFE ein Übernahmeangebot für ProSiebenSat.1 angekündigt; das Unternehmen will nach eigenen Angaben einen großen Medienkonzern schaffen, der mit US-Streamingplattformen konkurrieren kann.
"Gemeinsam decken wir fünf zentrale europäische Märkte mit insgesamt über 210 Millionen Einwohnern ab", erklärte Habets nun. Er dankte auch dem tschechischen Konkurrenten MFEs bei der Übernahme, dem Konzern PPF, für seine "wertvollen strategischen Beiträge als Großaktionär".
PPF hatte den Aktionären von ProSiebenSat.1 ebenfalls ein Übernahmeangebot unterbreitet - jedoch ohne Erfolg. In der vergangenen Woche gab der Konzern seine Übernahmepläne auf und erklärte, seinen Anteil von rund 15,7 Prozent an ProSiebenSat.1 an MFE zu verkaufen. Damit war der Weg für eine Übernahme durch die Italiener geebnet.
Zum ursprünglichen Fristende zur Annahme des Angebots von MFE an die ProSieben-Aktionäre vor etwa drei Wochen war die Holding mit ihrem Übernahme-Vorhaben noch gescheitert. Es gelang den Italienern zunächst nur, sich 43,6 Prozent und damit keinen Mehrheitsanteil zu sichern. Die Führung von ProSiebenSat.1 hatte ihren Anteilseignern zuvor empfohlen, das nachgebesserte Angebot von MFE anzunehmen. Dieses unterstreiche das "langfristig angelegte Investment und Engagement von MFE in ProSiebenSat.1".
Die Bundesregierung hatte sich in der Vergangenheit besorgt über die Auswirkungen einer Übernahme durch MFE auf die journalistische Unabhängigkeit des Senders geäußert. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) empfing Berlusconi daher am Dienstag zu einem Gespräch im Bundeskanzleramt. Weimer erklärte danach, die redaktionelle Unabhängigkeit sei von zentraler Bedeutung, sie dürfe nicht angetastet werden. "Wir sind in diesem Punkt einer Meinung."
M.Carneiro--PC